Die Pornoindustrie aus Sicht eines Insiders
„Als ich jünger war, arbeitete mein Vater in der Pornoindustrie. Er produzierte Pornos, arbeitete in einer Videothek, in Stripclubs. Man kann sagen, dass er ziemlich in die Sexindustrie involviert war. Im Alter von 11 Jahren, gab mir mein Vater seine Pornos zum Anschauen und mit 14 fing ich an, in einem Shop zu arbeiten, sortierte Videos, arbeitete an der Kasse.
Ungefähr im Alter von 15 half ich in Schweden und im Ausland beim tatsächlichen Filmen mit. Und zuerst fand ich das wirklich cool. Ich werde Brüste und Hintern sehen. Weißt du, als 15-Jähriger fühlte ich mich wie ein König vor meinen Freuden. Ich war niemals derjenige vor der Kamera, von daher war für mich alles normal, aber ich sah alles, was dahinter passierte und mit der Zeit realisierte ich, was Pornografie in Wirklichkeit ist.
Ich würde definitiv sagen, dass es viel Gewalt in der Industrie gibt, die Grenzen wurden ständig verschoben, weil es das ist, was sich verkauft. Der Konsument möchte mehr und mehr extreme Handlungen sehen. Männer, die Frauen verspotten, sie erniedrigen – so funktioniert der Markt. Er wird vom Bedarf angetrieben.
Ich lernte nie jemanden kennen, der wichtig sein wollte. die Leute landeten dort aus verschiedenen Gründen. Sie sind arm, haben eine Sucht, eine gebrochene Vorgeschichte. Das sind die Leute, die in der Industrie landen. Die Leute, auf die es die Pornographen gezielt abgesehen haben. Weil das Letzte was du zum Verkaufen übrig hast, ist dein Körper. Und ich glaube nicht an den Ausdruck „Glückliche Prostituierte“. Wenn du wirklich in die Augen der Frauen in den Pornos schaust, dann möchte sie da nicht sein. Es ist nur eine Show für jemand anderen, weil Pornografie von Männern für Männer produziert wird. Und derjenige, der den Preis bezahlt, ist die Frau auf dem Bildschirm. Das ist es, was du wissen musst. Sie möchte dort nicht sein. Sie ist dort, weil sie keine andere Wahl hat.
Pornografie zwingt Mädchen Dinge zu tun, die sie nicht mit ihren Körpern tun möchten, damit sich die Männer dazu einen herunterholen können. Ich weiß, das hört sich geschmacklos an, aber das ist mehr oder weniger die Essenz davon. Vom Alter von 11 Jahren an, hatte ich rund um die Uhr Zugang zu jeder Art von Pornografie, so wie alle Kinder heutzutage, es ist nur einen Klick entfernt und wenn du jung bist, siehst du nicht das Problem. Es ist normal, es ist sogar cool, weil du denkst „ich bin erregt, ich schaue einfach ein bisschen“. Und dann schaust du es dir immer häufiger an.
Pornographen filmen einfach nur Prostitution und im Endeffekt ist es bezahlte Vergewaltigung. Ich denke, das ist es, was Männer und Jungen verstehen müssen: Dass sie das saßen und sich zu bezahlter Vergewaltigung einen herunterholten. Weil die Person, die sie sich ansehen, ist fast nie freiwillig dort.
Wenn du eine Frau siehst, die dort weinend und schreiend liegt und geschlagen wird, würdest du im echten Leben dazwischengehen oder zumindest die Polizei rufen. Natürlich würdest du. Du würdest nicht anfangen zu filmen und es geschehen lassen. Wenn sich aber die gleiche Szene in einem Studio oder einem Schlafzimmer oder irgendwo anders abspielt und es gefilmt wird, dann ist es in Ordnung es anzusehen und sogar Lust dabei zu empfinden. Ich denke, dass viele Männer glauben, dass sie es will. Und das ist eine Lüge, die wir uns einreden. Aber es ist schmerzhaft, wenn wir die Wahrheit anerkennen, dass wir zum Missbrauch von jemand anderem beigetragen haben.
F…, ich war mehr in der Pornografie involviert als die meisten Leute, aber es ist die Wahrheit. Und genau wie während der Metoo-Bewegung, wenn Männer sich plötzlich selbst überprüfen müssen - was wir gesagt haben, was wir getan haben - ich denke, dass wir das gleiche an dieser Stelle tun müssen.
Sich selbst zu überprüfen, tut weh, und das kann nicht in 15 Minuten getan werden. Das wird Zeit brauchen. Es ist nicht leicht, damit aufzuhören, Pornos zu schauen. Es ist ständig um einen herum, einen Klick entfernt, um es im Geheimen zu tun und es gibt sogar heute noch Tage, an denen ich versucht bin, es anzuschauen. Aber jeden Tag werde ich eine aktive Entscheidung treffen, es nicht zu tun. Ich glaube, der Dienst, den wir den kleinen Jungs erweisen können, besteht darin, es ihnen früh zu sagen, sie zu informieren, was Pornografie in Wirklichkeit ist. Und dann müssen sie nicht durch den schmerzhaften Prozess der Selbstüberprüfung gehen. Und zudem muss ich nicht die Leben von vielen Mädchen versauen.“