Selbstbefriedigung Teil 1: Fragen an einen königlichen Leibarzt
Christoph Wilhelm Hufland lebte von 1796 bis 1836 und war der königliche Leibarzt des damaligen preußischen Königs Friedrich Wilhelm III. Sein Hauptwerk „Die Kunst, das menschliche Leben zu verlängern“, das er im Jahr 1796 und damit im Alter von erst 30 Jahren geschrieben hatte, gilt als eines der ersten Werke, mit dem Anspruch, das medizinische Wissen seiner Zeit ganzheitlich abzubilden. So definierte er auch einen gesunden Umgang mit der Sexualität und ging auf zahlreiche Laster seiner Zeit ein. Heute wie damals griff eine zunehmende Aufweichung von traditionellen Werten um sich, was sich z. B. in der franz. Revolution 1798 entlud. Genauso wie sein König, der vom moralischen Zerfall an den damaligen Höfen angewidert war, wollte er mit seinem Appell einen Unterschied machen. Und stieß dabei auf reges Interesse. Die folgenden Aussagen entstammen den beiden Kapiteln "Ausschweifungen in der Liebe" und "Enthaltsamkeit von dem Genuss der physischen Liebe in der Jugend und außer der Ehe".
Danke Herr Hufland, dass Sie sich zur Beantwortung einiger Fragen Zeit genommen haben. Seit einigen Jahrzehnten ist in unserer Gesellschaft eine zunehmende Entwicklung hin zu sexueller Freizügigkeit zu beobachten. Damit einhergehend wird Masturbation als normale Praxis des Sexuallebens angesehen, ja sogar deren häufige Anwendung als gesundheitsförderlich eingestuft. Auch Jugendlichen wird das Wissen so vermittelt. Wie halten Sie von dieser Entwicklung? Kann man den Empfehlungen bedenkenlos folgen?
C. W. Hufland: Von allen Lebensverkürzungsmitteln kenne ich keins, was so zerstörend wirkte, und so vollkommen alle Eigenschaften der Lebensverkürzung in sich vereinigte, als dieses. Kein andres begreift so vollkommen alle vier Requisiten der Lebensverkürzung, … als dieses, und man kann diese traurige Ausschweifung, als den konzentriertesten Prozess der Lebensverkürzung betrachten.
Das ist eine starke Behauptung, die in der Öffentlichkeit so kaum propagiert wird. Warum wirkt Ihrer Ansicht nach Selbstbefriedigung derart lebensverkürzend?
Ich will dies sogleich beweisen. Die erste Verkürzungsart war: Verminderung der Lebenskraft selbst. Was kann aber wohl mehr die Summe der Lebenskraft in uns vermindern, als die Verschwendung desjenigen Saftes, der dieselbe in der konzentriertesten Gestalt enthält, der den ersten Lebensfunken für ein neues Geschöpf, und den größten Balsam für unser eignes Blut in sich fasst?
Die zweite Art von Verkürzung besteht in Verminderung der nötigen Festigkeit und Elastizität der Fasern und Organe. Es ist bekannt, dass nichts so sehr sie schlaff, mürbe und vergänglich machen kann, als eben diese Ausschweifung.
Das dritte, die schnellere Consumtion des Lebens, kann wohl durch nichts so sehr befördert werden, als durch eine Handlung, welche, wie wir aus den Beispielen der ganzen Natur sehen, der höchste Grad von Lebensaktivität, von intensivem Leben ist, und welche … bei manchen Geschöpfen sogleich der Beschluss ihres ganzen Lebens ist.
Und endlich die gehörige Restauration wird eben dadurch außerordentlich gehindert, weil teils dadurch die nötige Ruhe, und das Gleichgewicht, das zur Wiederersetzung des Verlorenen gehört, gehindert, und den Organen die dazu nötige Kraft geraubt wird; besonders aber, weil diese Debauchen eine ganz eigentümliche schwächende Wirkung auf den Magen und die Lungen haben, und also eben die Hauptquellen unsrer Restauration dadurch ganz spezifisch austrocknen.
Wenn sich diese Praxis so schwächend auf unseren Organismus auswirkt, hat das sicher auch folgen für unsere geistige Leistungsfähigkeit.
Es scheint, dass diese beiden Organe, die Seelenorgane (Gehirn) und Zeugungsorgane, so wie die beiden Verrichtungen, des Denkens und der Zeugung (das eine ist geistige, das andre physische Schöpfung) sehr genau mit einander verbunden sind, und beide den veredeltsten und sublimirtesten Teil der Lebenskraft verbrauchen. Wir finden daher, dass beide mit einander alternieren, und einander gegenseitig ableiten. Je mehr wir die Denkkraft anstrengen, desto weniger lebt unsre Zeugungskraft; je mehr wir die Zeugungskräfte reizen und ihre Säfte verschwenden, desto mehr verliert die Seele an Denkkraft, Energie, Scharfsinn, Gedächtnis. Nichts in der Welt kann so sehr und so unwiederbringlich die schönsten Geistesgaben abstümpfen, als diese Ausschweifung.
Welche gesundheitlichen Entwicklungen haben Sie noch bei solchen Menschen beobachtet?
Schrecklich ist das Gepräge, was die Natur einem solchen Sünder aufdrückt! Er ist eine verwelkte Rose, ein in der Blüthe verdorrter Baum, eine wandelnde Leiche. Alles Feuer und Leben wird durch dieses stumme Laster getötet, und es bleibt nichts als Kraftlosigkeit, Untätigkeit, Totenblässe, Verwelken des Körpers und Niedergeschlagenheit der Seele zurück. Das Auge verliert seinen Glanz und seine Stärke, der Augapfel fällt ein, die Gesichtszüge fallen in das Längliche, das schöne jugendliche Ansehen verschwindet, eine blassgelbe bleiartige Farbe bedeckt das Gesicht. Der ganze Körper wird krankhaft, empfindlich, die Muskelkräfte verlieren sich, der Schlaf bringt keine Erholung, jede Bewegung wird sauer, die Füße wollen den Körper nicht mehr tragen, die Hände zittern, es entstehen Schmerzen in allen Gliedern, die Sinnwerkzeuge verlieren ihre Kraft, alle Munterkeit vergeht.
Körper und Geist bilden ja bekanntlich eine Einheit. Hat das auch Auswirkungen auf die seelische Verfassung?
Sie reden wenig, und gleichsam nur gezwungen; alle vorige Lebhaftigkeit des Geistes ist erstickt. Knaben, die Genie und Witz hatten, werden mittelmäßige oder gar Dummköpfe; die Seele verliert den Geschmack an allen guten und erhabenen Gedanken; die Einbildungskraft ist gänzlich verdorben. Jeder Anblick eines weiblichen Gegenstandes erregt in ihnen Begierden, Angst, Reue, Beschämung und Verzweiflung an der Heilung des Uebels macht den peinlichen Zustand vollkommen. Das ganze Leben eines solchen Menschen ist eine Reihe von geheimen Vorwürfen, peinigenden Gefühlen innerer selbstverschuldeter Schwäche, Unentschlossenheit, Lebensüberdruss, und es ist kein Wunder, wenn endlich Anwandlungen zum Selbstmord entstehen, zu denen kein Mensch mehr aufgelegt ist, als der Onanist. Das schreckliche Gefühl des lebendigen Todes macht endlich den völligen Tod wünschenswert. Die Verschwendung dessen, was Leben gibt, erregt am meisten den Ekel und Überdruss des Lebens, und die eigne Art von Selbstmord, par depît, die unsern Zeiten eigen ist.
Überdies ist die Verdauungskraft dahin, Flatulenz und Magenkrämpfe plagen unaufhörlich, das Blut wird verdorben, die Brust verschleimt, es entstehen Ausschläge und Geschwüre in der Haut, Vertrocknung und Abzehrung des ganzen Körpers, Epilepsie, Lungensucht, schleichend Fieber, Ohnmachten und ein früher Tod.
Die Selbstmordraten sind tatsächlich so hoch wie nie zuvor. Das könnte eine Rolle spielen. Gibt es denn einen Unterschied, ob ich diese Sekrete bei der Selbstbefriedigung oder beim Geschlechtsverkehr mit dem Partner verliere?
Es ist wirklich höchst merkwürdig, dass eine Ausschweifung, die sich an und für sich ganz gleich scheint, in ihren Folgen dennoch so verschieden ist, je nachdem sie auf eine natürliche oder unnatürliche Art verrichtet wird, und da ich selbst vernünftige Menschen kenne, die sich von diesem Unterschied nicht recht überzeugen können, so ist es hier wohl ein schicklicher Ort, den Unterschied etwas auseinander zu setzen, warum Onanie, bei beiden Geschlechtern, so unendlich mehr schadet, als der naturgemäße Beischlaf.
Hier vermehrt das Erzwungene, das Unnatürliche des Lasters, die Anstrengung und die damit verbundene Schwächung ganz außerordentlich, und es ist dies ein neuer Beleg zu dem … Grundsatz, dass die Natur nichts fürchterlicher rächt, als das, wo man sich an ihr selbst versündigt. — Wenn es Todsünden gibt, so sind es zuverlässig die Sünden gegen die Natur.
Heutzutage werden wir tagtäglich mit anzüglichen Bildern bombadiert, denen man sich kaum entziehen kann. Bei vielen sind diese sexuellen Vorstellungen permanent präsent. Was passiert da in unserem Gehirn?
Es gibt noch eine Art Onanie, die ich die moralische Onanie nennen möchte, welche ohne alle körperliche Unkeuschheit möglich ist, aber dennoch entsetzlich erschöpft. Ich verstehe darunter die Anfüllung und Erhitzung der Phantasie mit lauter schlüpfrigen und wollüstigen Bildern, und eine zur Gewohnheit gewordene fehlerhafte Richtung derselben. Es kann dies Übel zuletzt wahre Gemütskrankheit werden, die Phantasie wird völlig verdorben und beherrscht nun die ganze Seele, nichts interessiert einen solchen Menschen, als was auf jene Gegenstände Bezug hat, der geringste Eindruck aber, dieser Art, setzt ihn sogleich in allgemeine Spannung und Erhitzung, seine ganze Existenz wird ein fortdauerndes Reizfieber, was um so mehr schwächt, je mehr es immer Reizung ohne Befriedigung ist. — Man findet diesen Zustand vorzüglich bei Wollüstlingen, die sich endlich zwar zur körperlichen Keuschheit bekehren, aber sich durch diese geistige Wollust zu entschädigen suchen, ohne zu bedenken, dass sie in ihren Folgen nicht viel weniger schädlich ist — ferner im religiösen Zölibat, wo diese Geistesonanie sogar den Mantel der brünstigen Andacht annehmen und sich hinter heiligen Entzückungen verstecken kann, und endlich auch bei ledigen Personen des andern Geschlechts, die durch Romane und ähnliche Unterhaltungen ihrer Phantasie jene Richtung und Verderbnis gegeben haben, die sich bei ihnen oft unter den modischen Namen Empfindsamkeit versteckt, und bei aller äußern Strenge und Zucht, oft im Innern gewaltig ausschweifen.
Oftmals wird das häufige Erleben des Höhepunkts sogar empfohlen, um Krankheiten wie z. B. Prostatakrebs vorzubeugen. Das würde ja komplett im Gegensatz zu Ihren Beobachtungen stehen?
Jetzt hört man um die Zeit auf, wo jene anfingen, man glaubt nicht bald genug sich der Keuschheitsbürde entledigen zu können, man hat die lächerlichsten Einbildungen von dem Schaden, den die Enthaltsamkeit verursachen könnte, und also fängt der Knabe an, noch lange vorher, ehe sein eigner Körper vollendet ist, die zur Belebung andrer bestimmten Kräfte zu verschwenden. Die Folgen liegen am Tage. Diese Menschen bleiben unvollendete halbfertige Wesen, und um die Zeit, wo unsre Vorfahren erst anfingen, diese Kräfte zu brauchen, sind sie gewöhnlich schon damit zu Ende, fühlen nichts als Ekel und Überdruss an dem Genusse, und einer der wichtigsten Reize zur Würzung des Lebens ist für sie auf immer verloren.
Können Sie ein Beispiel nennen?
Es ist unglaublich, wie weit Vorurteile in diesem Punkte gehen können, besonders wenn sie unsern Neigungen schmeicheln. Ich habe wirklich einen Menschen gekannt, der in allem Ernste glaubte, es existiere kein schädlicheres Gift für den menschlichen Körper als die Zeugungssäfte, und die Folge war, dass er nichts Angelegentlicheres zu tun hatte, als sich immer, so schnell wie möglich davon zu entledigen. Durch diese Bemühungen brachte er`s denn dahin, dass er im 20ſten Jahre ein Greis war, und im 25sten alt und lebenssatt starb.
Noch immer träumt sich mancher die schlimmsten physischen Folgen, die die Enthaltsamkeit haben müsste. Aber ich kann nicht oft genug daran erinnern, dass diese Säfte nicht bloß zur Ausleerung sondern am meisten zur Wiedereinfaugung ins Blut und zu unsrer eignen Stärkung bestimmt sind.
Die Sexualität ist zweifelsohne ein zentraler Bestandteil der menschlichen Natur. Es ist schwer vorstellbar, dass die Schöpfung eine Funktion in den Körper gelegt hat, die nur schlechte Auswirkungen auf ihn hat. Was ist Ihrer Meinung die richtige Balance und wo übertrete ich die Grenze von dem, was gut für mich ist?
Wenn man sie zu frühzeitig (ehe man noch selbst völlig ausgebildet ist, beim weiblichen vor dem 18ten, beim männlichen vor dem 20sten Jahre) genießt, wenn man diesen Genuss zu oft und zu stark wiederholt (welches man daraus erkennen kann, wenn nachher Müdigkeit, Verdrossenheit, schlechter Appetit, erfolgt), wenn man durch öftern Wechsel der Gegenstände, oder gar durch künstliche Reize von Gewürzen, hitzigen Getränken u. d. gl. immer neue Reizung erregt und die Kräfte überspannt, wenn man nach starken Ermüdungen des Körpers, oder in der Verdauung diese Kraftanstrengung macht, und um alles mit einem Worte zu umfassen, wenn man die physische Liebe außer der Ehe genießt, denn nur durch eheliche Verbindung (die den Reiz des Wechsels ausschließt und den physischen Trieb höhern moralischen Zwecken unterwirft) kann dieser Trieb auch physisch geheiligt, d. h. unschädlich und heilsam gemacht werden.
Gab es eine Zeit in denen die Menschen den Ausschweifungen nicht so stark unterlagen?
Es war eine Zeit, wo der Teutsche Jüngling nicht eher an den Umgang mit dem andern Geschlecht dachte, als im 24 — 25sten Jahre und man wusste nichts von schädlichen Folgen dieser Enthaltsamkeit, nichts von den Verhaltungskrankheiten und so manchem andern Uebel, was man sich jetzt träumt; sondern man wuchs, ward stark und es wurden Männer, die durch ihre Größe selbst die Römer in Verwunderung setzten.
Sehen Sie ein Umdenken?
Man ist jetzt so ganz in den Geschmack der Ritterzeiten gekommen, dass sogar alle Romane diese Form annehmen müssen, wenn sie gefallen sollen, und man kann nicht aufhören, die Denk- und Handlungsweise, das Edle, Große und Entschlossne dieser Teutschen Männer zu bewundern. Und das mit Recht. Es scheint je mehr wir fühlen, wie weit wir davon abgekommen sind, desto mehr zieht uns jene Darstellung an, desto mehr erregt sie den Wunsch, ihnen wieder ähnlich zu werden.
Das sind doch gute Aussichten, oder?
Aber wie gut wäre es, wenn wir nicht bloß an die Sache, sondern vielmehr an die Mittel dazu dächten! Das, wodurch jene den Muth, die Leibes- und Seelenkraft, den festen, treuen und entschlossnen Charakter, genug, alles das erhielten, was sie zu wahren Männern im ganzen Sinne des Worts macht, war vorzüglich ihre strenge Enthaltsamkeit und Schonung ihrer physischen Mannskraft. Die Jugend dieser Männer war großen Unternehmungen und Taten, nicht Wohllüsten und Genüssen geweiht, der physische Geschlechtstrieb wurde nicht zum tierischen Genuss erniedrigt, sondern in eine moralische Anreizung zu großen und kühnen Unternehmungen veredelt. Ein jeder trug im Herzen das Bild seiner Geliebten, sie mochte nun wirklich oder idealisch sein, und diese romantische Liebe, diese unverbrüchliche Treue, war das Schild seiner Enthaltsamkeit und Tugend, befestigte seine Körperkraft und gab seiner Seele Muth und ausharrende Dauer, durch die beständige Aussicht auf den ihm in der Ferne zuwinkenden Minnesold, der nur erst durch große Taten errungen werden konnte. So romanhaft die Sache scheinen mag, so finde ich doch bei genauer Untersuchung große Weisheit in dieser Benutzung des physischen Triebs, eines der stärksten Motive der menschlichen Natur.
Das klingt, als gäbe es noch Hoffnung. Es wäre doch nur ein kleiner Schritt, dieses Wissen weiterzugeben und eine positive Entwicklung herbeizuführen?
Dieser Trieb, der durch kluge Leitung der Keim der erhabensten Tugend, des größten Heroismus werden kann, ist zur tändelnden Empfindelei oder zum bloß tierischen Genuss herabgesunken, den man noch vor der Zeit bis zum Ekel befriedigt; der Affekt der Liebe, der dort für Ausschweifungen sicherte, ist bei uns die Quelle der allerzügellosesten worden; die Tugend der Enthaltsamkeit, gewiss die größte Grundlage moralischer Festigkeit und Mannheit des Charakters, ist lächerlich geworden, und als eine altmodische Pedanterey verschrien, und das, was die letzte füsseste Belohnung überstandener Arbeiten, Mühseligkeiten und Gefahren sein sollte, ist eine Blume worden, die jeder Knabe am Wege pflückt.
Was war Ihrer Meinung nach die Intention der Schöpfung, uns mit diesem so essentiellen Trieb des Sehnens nach Vereinigung auszustatten?
Wahrlich nicht, um Romanen zu spielen und in dichterischen Ekstasen herumzuschwärmen, sondern um dadurch ein festes unzertrennliches Band zweier Herzen zu knüpfen, den Grund einer glücklichen Generation zu legen, und durch dies Zauberband unsre Existenz mit der ersten und heiligsten aller Pflichten zu verbinden. — Wie gut wäre es, wenn wir hierin der alten Sitte uns wieder näherten, und die Früchte nicht eher brechen wollten, als bis wir gesät hätten!
Vielen Dank Herr Hufland für diese nach heutigen Maßstäben ungewöhnliche Perspektive. Wie schon Paulus sagte: »Alles ist mir erlaubt!« – Ja, aber nicht alles ist zuträglich. »Alles ist mir erlaubt!« – Ja, aber ich darf mich nicht von irgend etwas beherrschen lassen. (1. Kor. 6:12). Wir werden intensiv darüber nachdenken und Sie für weiteren Rat zu gegebener Zeit wieder konsultieren.[1]
[1] Die im "Interview" vorkommenden Aussagen von Christoph Wilhelm Hufland sind seinem Hauptwerk „Die Kunst, das menschliche Leben zu verlängern“ (1796) entnommen; zum besseren Verständnis wurde das altdeutsch angepasst. Christoph Wilhelm Hufeland (* 12. August 1762 in Langensalza; † 25. August 1836 in Berlin) war ein deutscher Arzt, königlicher Leibarzt, Sozialhygieniker und „Volkserzieher“. Er wird wegen seiner Lebenskraft-Theorie als Vertreter des Vitalismus (ein dem damals modischen Brownianismus diametral entgegenstehendes Konzept) bezeichnet. Er wird auch als Begründer der Makrobiotik gesehen. In Berlin betreute Hufeland als königlicher Leibarzt die Familie von Friedrich Wilhelm III. und leitete das Collegium medico-chirurgicum sowie als Erster Arzt und Direktor die Charité in Berlin. Er war in seiner Zeit so gefragt, dass er sogar lukrative Angebote aus Kiel, Leipzig und Pavia, zur Übernahme einer Professur ablehnen konnte, ebenso ein Angebot, Leibarzt von Kaiser Paul von Russland zu werden. (https://de.wikipedia.org/wiki/Christoph_Wilhelm_Hufeland)
[2] https://de.wikisource.org/wiki/Die_Gartenlaube_(1858)/Heft_23
[3] Friedrich Wilhelm III. (* 3. August 1770 in Potsdam; † 7. Juni 1840 in Berlin) aus dem Haus Hohenzollern war seit 1797 König von Preußen und Kurfürst von Brandenburg. Angewidert vom moralischen Zerfall am Hofe seines Vaters (Intrigen einer kleinen Hofclique, Affären des königlichen Vaters, der am Ende mit drei Frauen zugleich verheiratet war), war er bemüht, die Sittlichkeit im Königshaus wiederherzustellen. Bereits kurz vor dem Tod seines Vaters hatte er diese Maßnahme in der Schrift Gedanken über die Regierungskunst begründet: „Ein fürstlicher Hof ist gewöhnlich mit trotzigen, eingebildeten, hochmüthigen und impertinenten Subjekten versehen. Eben daher kömmt es denn, dass die meisten Höfe gewöhnlich als Sitze des Lasters und der Üppigkeit von dem Land verabscheut werden.“ https://de.wikipedia.org/wiki/Friedrich_Wilhelm_III._%28Preu%C3%9Fen%29#H%C3%B6fische_Sittenpolitik
[4] https://upload.wikimedia.org/wikipedia/commons/9/9f/Der_K%C3%B6nig_%C3%BCberall2.JPG