Kann - Mann - uneingeschränkt
Vor einigen Jahren brachen Forscher eine Studie ab, weil sie keine männlichen Probanden in deren Zwanzigern gefunden hatten, die nicht schon mal in ihrem Leben pornografische Inhalte angesehen hatten.[1] Anstatt dessen mussten sie umdenken und sich rein auf das Verhalten der Konsumenten konzentrieren, um Aussagen über die Auswirkungen von Pornographie zu erhalten. Eine Momentaufnahme, die den Zustand unserer Gesellschaft wiederspiegelt und die stetig anzusteigen scheint.[2] Eine Gelegenheit, sich mit der Frage auseinanderzusetzen, ob der Konsum und die damit gesteigerte sexuelle Aktivität für unser Leben nur bereichernd ist oder auch mit einigen Nachteilen verbunden sein kann.
Je weiter die Digitalisierung in den letzten Jahrzehnten voran geschritten ist, desto leichter wurde es, Zugang zu entsprechenden Inhalten zu erhalten und diese nach den eigenen Vorlieben zu konsumieren. Durch verschiedene Entwicklungen hat sich landläufig ein Bild von der Sexualität als einem natürlichen Trieb etabliert, den es unter Beachtung der persönlichen Freiheit des anderen zu befriedigen gilt. Guides, Life-Coachings, Therapien – man braucht nicht lange suchen, wenn es um Hilfestellungen für diesen Lebensbereich geht. Ausgehend von den Medien wird uns die Wichtigkeit vor Augen geführt, dass wir für ein glückliches Leben uns auch um ein erfülltes Sexualleben kümmern müssen. Zahlreiche Tipps für die Partnersuche und wie wir uns vor Krankheiten schützen können, die schon an der nächsten Bushaltestelle vor uns auftauchen können, versuchen uns zu suggerieren, wie wichtig dieser Bereich im menschlichen Leben zu sein scheint. Doch schauen wir uns die Auswirkungen des Konsums und dabei zunächst mit Hauptaugenmerk auf die physischen Aspekte an. Was passiert auf dieser Ebene und welche Auswirkungen hat das auf den Organismus?
Die wohl größte Auswirkung auf den Körper im physischen Bereich bei jeder sexuellen Aktivität stellt die Absonderung von Sekreten und vor allem beim Mann der mit dem Höhepunkt einhergehende Ausstoß von Samenflüssigkeit dar. Wenn wir über die Auswirkungen nachdenken, stellt sich die Frage, ob diese Flüssigkeiten eine rein auf die Fortpflanzungsprozesse beschränkte Funktion übernehmen, oder ob sie auch für weitere Funktionen im menschlichen Körper verantwortlich sind und somit bei einem Verlust negative Auswirkungen auftreten können.
Samenflüssigkeit wird aus Sekreten der Hoden und Nebenhoden, Samenblase, Prostata und der Cowper-Drüse gebildet. Bei einer Ejakulation wird eine durchschnittliche Menge von ca. 4 Gramm[3] freigesetzt, die zu 90% aus Wasser und zu 10% aus Feststoffen besteht. Einige Bestandteile verdienen besondere Aufmerksamkeit:
- Proteine (Albumin, Nukleoproteine, Globuline, 2.65% Muzin, Nuklein, Protease, Protamin, Hemialalbumose, Alkali Albuminate)
- Lipoide (phosphorige Fette, einschließlich 0.412% Lecithin)
- Cholesterin 0.208%
- Mineralien (Phosphor, Natrium, Kalium, 0.910% Calcium, Magnesium, Eisen, Schwefel, Chlor)[4]
Treibstoff für die Nerven
Einige dieser Elemente und Verbindungen kommen nur in den Sekreten in diesem hohen Maße vor. Wenn man jedoch diese Stoffe auf deren Bedeutung im menschlichen Körper hin untersucht, stellt man fest, dass sie vor allem im Gehirn und dem zentralen Nervensystem in ähnlichen Konzentrationen vorkommen und dort ihre Funktion ausüben.
Friedrich Miescher, ein Pionier in der DNA-Forschung hat die Zusammensetzung eines Spermiums genauer untersucht und festgestellt, dass die Zusammensetzung zu:
- 83,76% aus Proteinen,
- 7,47% aus phosphorigen Fetten (Lecithin) und 4,53% aus anderen Fetten
- 2,53% aus Cholesterin besteht.
Beim der Zusammensetzung des Endes des Spermiums ist die Bedeutung auf die versorgenden Inhaltsstoffe sogar noch prägnanter mit bspw. 31,83% an phosphorigen Fetten.
Es wurde von ihm beobachtet, dass der exzessive Entzug von Stoffen aus dem Blut von den Sexualdrüsen zu Lasten einiger Organe geht, was zu deren Verkümmerung einerseits und einer Vergrößerung andererseits durch Überfunktion führt. So ist dies der Fall beim Entzug von Fetten, was eine Verkleinerung der Nebennieren nach sich zieht. Zudem konnte er feststellen, dass ein exzessiver Entzug von Proteinen auf Kosten der Muskelmasse geht. Das Gleiche wurde auch bei der Thymusdrüse festgestellt. Das Gewebe und die Lymphozyten sind außergewöhnlich reich an Nukleinen, genauso wie die Köpfe der Spermazellen.
Nach dem Gehirn enthält die Spermazelle mehr an Phosphorverbindungen als jede andere Zelle im Körper und wenn wir berücksichtigen, dass bei jeder Ejakulation 226 Millionen Spermazellen ausgestoßen werden, dann ist es offensichtlich, dass damit ein beträchtlicher Verlust an Phosphor einhergeht. Eine der wichtigsten phosphorigen Verbindungen ist das Lecithin, das in großen Mengen in den Fetten im Gehirn enthalten ist. In dem aktiven Protoplasma von jeder Nervenzelle und jeder Gehirnzelle sind Lecithin und Cholesterin die vorrangigen Bestandteile. [5]
Die sexuellen Drüsen stellen über den Blutkreislauf beträchtliche Mengen an Lecithin und Phosphatsäuren für die Hormondrüsen bereit, die diese Phosphate benötigen und damit unmittelbar beeinflusst werden. Eine Absenkung der Phosphatide des Blutes, als Resultat sexueller Ausschweifungen bewirkt eine Hyperaktivität der endokrinen Drüsen. Dadurch kann bspw. die beobachtete Schwellung der Schilddrüse während der Menstruation und als Folge des Geschlechtsverkehrs, den man bei Frauen beobachten kann, erklärt werden. In dieser Zeit vergrößert sich die Schilddrüse und sondert zu viele Schilddrüsenhormone ab. Deshalb stehen Schilddrüsenüberfunktion (= die Schilddrüse produziert zu viel der Hormone Thyroxin und Triiodthyroxin) und Kropf in Beziehung zu sexuellen Exzessen.[6]
Umfangreiche Konsequenzen
Bezugnehmend auf seinen Artikel "Do Neuroses and Psychoses have a Chemical Origin?", den Dr. Siegmeister in der Fachzeitung "The Modern Psychologist" bereits 1936 veröffentlichte, antwortete er einem Interessierten Leser: „Die psychiatrischen Anstalten sind überfüllt mit den Opfern unbedachter sexueller Ausschweifungen, die den Menschen die wertvolle Nahrung für das Gehirn beraubt hat und zu geistiger Erkrankung führte. Diese bedauernswerten Menschen, die, als sie noch im Besitz ihrer geistigen Kräfte waren, nicht begriffen, dass sie mit jedem Orgasmus wertvolle Substanzen für die Nerven und das Gehirn ausstoßen, bis ein Zeitpunkt erreicht ist, an dem das Gehirn von Lecithin ausgelaugt ist, so dass es nicht mehr richtig arbeitet. Messungen haben gezeigt, dass ein Rückgang von Lecithin im Gehirn zu Geisteskrankheiten führen kann. Dies ist auf frühere sexuelle Ausschweifungen zurückzuführen. Als Folge dieser Ausschweifungen "saugen" die Hoden das Lecithin aus dem Blut, um die verloren gegangene Samenflüssigkeit zu ersetzen.“
In seinem Werk „The Marriage Law“ betont Melville Keith die Bedeutung der Sekrete: „Wir sagen ihnen, dass sie bei jedem Orgasmus wichtige Nährstoffe und wertvolle Bestandteile des Blutes ausstoßen, da jedes Teilchen des Samens, das ausgestoßen wird, durch das Blut ersetzt wird. Dies sollte sie überzeugen, den Samen nicht zu vergeuden. Er sollte im Körper bleiben, damit er vom Körper absorbiert werden kann. Dann kann er als Öl für die Gelenke, zum Aufbau neuer Muskeln, als Nahrung für das Gehirn, sowie für viele andere Zwecke des Körpers genutzt werden. Vergeudet man allerdings den Samen, dann zerstört man damit gewissermaßen sein eigenes Leben.“
Anzeichen für ein Umdenken
Seit einigen Jahren gibt es eine Bewegung die den Begriff „Nofap“ geprägt hat und damit die Entwicklungen erkannt und Veränderungen eingeleitet hat. Die Idee dazu entstand im Jahr 2011 aufgrund einer Studie aus 2003, die feststellte, dass nach 7 Tagen sexueller Abstinenz das Testosteron-Level bei Männern kurzzeitig um 50% steigt, und danach wieder abfällt. Hieraus entstand in einem Internetforum die „Nofap-Challenge“ bei der vorwiegend männliche Nutzer versuchen, 90 Tage lang auf Masturbation und Pornografie zu verzichten. Auf den Foren kann man die Veränderungen nachlesen, die die Teilnehmer an sich feststellen. Ein Auszug:
- Zum ersten Mal in 10 Jahren fühle ich mich tagsüber nicht schläfrig und wache jeden Morgen auf. Dieser Vorteil trat ein, während gleichzeitig meine sozialen Ängste, Anhedonie, Mangel an Konzentration, Gehirnnebel usw. reduziert wurden. Zuvor hatte ich in der Nacht nur zufällige Dinge um meinen Kopf herum und ich würde mich auch nach 8-9 Stunden ununterbrochenen Schlafes nie ausgeruht fühlen.
- Dickeres Haar, stärkere Nägel, Gehirnnebel verschwunden, weniger Schlaf wacher, schärfer, stärker, männlicher
- Physische Verbesserungen beinhalten das Abfallen von 14.5 lbs, bessere Schlafmuster, bessere Augenkontrolle - kein nervöses Augenzucken / Wandern, bessere Körperhaltung, weniger Angst; soziale Verbesserung beinhaltet, dass man sich aufrichtiger mit dem anderen Geschlecht, einschließlich 10, unterhalten kann; Zu den mentalen Verbesserungen gehören eine bessere Konzentration, eine bessere Bindung, 5% Raise! bei der Arbeit, absolvierte mehrere Zertifizierungskurse, mehr Zeit für Studium und Arbeit, so dass ich Projekte mit Leichtigkeit beenden kann. Wahrscheinlich der größte Verbesserungsfaktor, und ich habe fast vergessen, es aufzunehmen, ist, dass ich anfangen mag, mich wirklich zu mögen![7]
Verträgliche Frequenz
Welche Grenzen der Häufigkeit sollte man nun nicht überschreiten, um den Organismus zu überlasten? Was ist verträglich und kann ohne Probleme ausgeglichen werden? Spätestens an dieser Stelle scheiden sich die Geister. Wenn man die physischen Tatsachen berücksichtigt wird deutlich, dass ein eher sparsamer Umgang geboten ist. Im Ayurveda der vedischen Überlieferungen wird gelehrt, dass ein Tropfen Samenflüssigkeit aus ca. 80 Tropfen Blut hergestellt wird; in der Medizin geht man von 40 Tropfen aus.[8] Bei der Dauer der Spermatogenese, der Bildung von Samenzellen, geht man von einer durchschnittlichen Dauer von 72 Tagen aus.[9]
In der westlichen Welt hat sich die Meinung etabliert, dass eine hohe Häufigkeit für die Gesundheit förderlich ist. Auch in den östlichen Traditionen werden in Abhängigkeit von Alter und Verfassung Empfehlungen von mehreren Malen pro Woche ausgesprochen. Wenn man sich die langsame Regenerationsfähigkeit und den Stellenwert, den die Substanzen im Körper einnehmen, ansieht und somit dem Design des Körpers folgt, wäre es jedoch empfehlenswert, sich auf wenige Male pro Monat zu beschränken.[10] Die dadurch gewonnene Energie kann dann in anderen Bereichen des Lebens genutzt werden, was von vielen Menschen, die das ausprobiert haben, bestätigt wird.
Fazit
Wir haben gesehen, dass sich die Samenflüssigkeit weitestgehend aus den wichtigsten Stoffen zusammensetzt, die für ein einwandfreies Funktionieren unseres Körpers notwendig sind. Sie bestehen damit - anders ausgedrückt – aus den besten Bestandteilen, die uns auf physischer Ebene ausmachen; eine gute Voraussetzung und genau das, was wir für die Zeugung unseres Nachwuchs beabsichtigen. Ein exzessiver Entzug dieser Stoffe aus dem Körper führt jedoch zu einem Verlust, den der Körper nur mit viel Aufwand ausgleichen kann. Übersteigt die Aktivität die Regenerationsfähigkeit, dann stellen sich Mangelerscheinungen aller Art ein, die wiederum zu Krankheiten führen können.
Heutzutage werden Kinder und Jugendliche immer früher, aktuell im Alter von 14 Jahren, mit Pornographie und Masturbation konfrontiert.[11] Entwickelt sich daraus eine Angewohnheit, ist der Körper am Beginn seiner Pubertät schon kontinuierlich mit einem übermäßigen Defizit konfrontiert. Nicht nur, dass dadurch der Körper geschwächt wird und sich vorzeitig Krankheiten entwickeln können, der Betroffene hält diese Situation auch für normal, weil er in seinem Leben bisher keinen anderen Zustand kennengelernt und durch die körperlichen Veränderungen hin zum Erwachsenen außer mit anderen, keine Vergleichsmöglichkeiten hat.
In Anbetracht dieser Zusammenhänge und wenn diese durch entsprechendes Wissen in der Bevölkerung vorhanden wäre, wäre der momentane Ausmaß des Konsums und der Anstieg an Pornographie undenkbar. Jeder kann für sich selbst ausprobieren, ob diese Zusammenhänge für ihn/ sie zutreffen.
Ein neuer Geist
Schon König Salomon wusste vor ca. 3000 Jahren um die Auswirkungen übermäßiger sexueller Aktivität.
Gib nicht den Frauen deine Kraft, / geh nicht die Wege, die Könige verderben.
Die Frucht des Geistes aber ist Liebe, Freude, Friede, Langmut (Geduld), Freundlichkeit (Milde), Güte, Treue (Glaube), Sanftmut, Enthaltsamkeit.
[1] https://www.dailymail.co.uk/news/article-2261377/Porn-study-scrapped-researchers-failed-ANY-20-males-hadn-t-watched-it.html
[2] https://www.theguardian.com/commentisfree/2018/dec/30/internet-porn-says-more-about-ourselves-than-technology
[3] https://www.menshealth.de/potenz/alles-ueber-sperma/
[4] Slowtzoff, Meischer and Lode et al.
[5] https://www.verbraucherzentrale.de/wissen/lebensmittel/nahrungsergaenzungsmittel/klueger-mit-lecithin-13457
[6] Dr. Brinkley et al
[7] https://www.yourbrainonporn.com/de/rebooting-porn-use-faqs/what-benefits-do-people-see-as-they-reboot/physiological-benefits-reported-by-men-eliminating-pmo/
[8] https://ocoy.org/monastic-life/practice-of-brahmacharya/chapter-six-value-semen/
[9] https://www.netdoktor.at/gesundheit/maenner/sperma-5795
[10] Neil Nedley - Depression - ein Ausweg (2009)
[11] https://www.welt.de/newsticker/news1/article170030310/Jugendliche-sehen-mit-etwa-14-Jahren-zum-ersten-Mal-Pornos.html